Gustav Weisskopf Museum Pioniere der Lüfte
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Für das neue Gustav Weisskopf Museum Pioniere der Lüfte wurden wir zu unserer großen Freude sowohl mit der denkmalgerechten Sanierung als auch mit der Ausstellungsgestaltung beauftragt. Die Herausforderung bestand darin, konzeptionelle und architektonische Lösungen zu finden, die die Nutzung des Gebäudes als Museum ermöglichen und einen Mehrwert für das Ausstellungsthema generieren, um ein einzigartiges Besuchserlebnis zu schaffen.

Der Bestand
Das in der Liste der »Baudenkmäler in Bayern«als »Alte Veste –Am Plan 6« geführte Gebäude, im 17. Jahrhundert als Speichergebäude errichtet und unter dem Namen »Landgericht« bekannt, befindet sich im Zentrum des Ortes. Direkt an der vollständig erhaltenen Stadtmauer gelegen prägt das hoch aufragende Gebäude die Erscheinung der Altstadt.
Seiten- und Giebelwände bestehen aus massivem Bruchsteinmauerwerk und bilden mit den deutlich älteren Kellergewölben des ehemaligen Stadtschlosses sowie der integrierten Stadtmauer die drei unteren Geschosse. Die Seitenwände ab dem 3. Obergeschoss wie auch der rückwärtige Giebel bestehen aus Fachwerk. Ursprünglich wurde das Gebäude über den außenliegenden Treppenturm an einer der Längsseiten erschlossen.

Erschließung
Die historische Holztreppe im Turm wurde mittels einer aufgesetzten Stahltreppe verkehrssicher ertüchtigt und erschließt die Ebenen 1. Obergeschoss – 1. Dachgeschoss. Zusätzlich wurde an der Nordseite eine neue, außenliegende Fluchttreppe aus Stahl geplant, sodass das Gebäude nun über zwei, für die Nutzung notwendige, Rettungswege verfügt. Im Innern stellt ein neues Treppenelement die Verbindung zwischen Foyer im Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss her.

Neben den Treppenanlagen war auch die Planung und Realisierung einer neuen, barrierefreien Erschließung über eine Außenrampe sowie der Einbau eines Aufzuges geboten.

Räumliche Struktur
Im Erdgeschoss lässt sich anhand von drei verschieden farbig gefassten Bereichen eine ursprüngliche Aufteilung in drei Räume nachvollziehen. Mit Ausnahme der bauzeitlichen Wände im Erdgeschoss und der erhaltenswerten Gerichtstuben im Obergeschoss entsprechen die Innenwände nicht der ursprünglichen Struktur des Speichergebäudes und wurden rückgebaut.

Während die niedrigen Obergeschosse durch den starken Rhythmus der Stützenreihen und der ursprünglichen Funktion des Gebäudes als Speicher gekennzeichnet sind, wurden aufgrund von unterschiedlichen Nutzungen Veränderungen vorgenommen, die die innere Struktur und Funktion des Hauses stark verändert haben. Unter allen Nutzungsänderungen brachte die Einrichtung des Landgerichts die baulich größte Veränderung mit sich. Die Decken des 1. Obergeschoss wurden im vorderen Gebäudedrittel aus- und in der Höhe versetzt wieder eingebaut. Die ursprüngliche Tragstruktur wurde entfernt, was zu erheblichen Setzungen und Verformungen führte.

Anfänglich als Mangel betrachtet, wandelte sich der Schaden in ein unschätzbares Potenzial für die Ausstellung: Die durch die Umbaumaßnahmen stark geschädigte Tragstruktur in den oberen Geschossen wurde entfernt und die durch zu niedrige Deckenhöhe nicht nutzbaren Räume aufgelöst, sodass ein großzügiger Luftraum für die Präsentation des Fluggerätes entstand. Vom 2. Obergeschoss bis in das 2. Dachgeschoss reichend ist er mit dem Nachbau des Fluggerät Nr. 21B, um das sich das „Rätsel um den ersten Motorflug“ mit seinem Protagonisten, dem in Leutershausen geborenen Gustav Weißkopf dreht, definitiv Highlight und Mittelpunkt der Ausstellung.

Sämtliche Maßnahmen wurden in allen denkmalrechtlichen Belangen von der Bauforschung begleitet und regelmäßig mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.

Auftraggeber: Stadt Leutershausen
Projektart: Denkmalgerechte Sanierung
Ort: Leutershausen
Eröffnung: September 2023
Ausstellungsfläche: 554 qm
Fotografie: Elia Schmid