»Hofmusik in Mannheim«, Schloss Mannheim
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Die neue Dauerausstellung im Trabantensaal des Mannheimer Schlosses inszeniert die spannende Geschichte der Mannheimer Hofmusik. Sie zählte ab 1770 zu den besten und berühmtesten Kapellen Europas. Nirgendwo sonst in Europa konnte ein so vielfältiges Opernprogramm erlebt werden wie hier.

Mussten noch zu Beginn Virtuosen extra nach Mannheim geholt werden, so etablierte die Stadt am Rhein dank eines großzügigen Mäzenatentums schnell ein einzigartiges Ausbildungssystem. Ein eigenes Orchester bestehend aus europaweit gefragten, vor Ort ausgebildeten Musikern war die Folge. Selbst Wolfgang Amadeus Mozart verweilte 1763 und 1777 als »Wunderkind« und junger Musiker am kurpfälzischen Hof. Auch sein Vater Leopold war begeistert und beschrieb in einem Brief an seinen Sohn Mannheim als einen Ort von dem »die Strahlen, wie von der Sonne, durch ganz Teutschland, ja durch ganz Europa sich verbreiten«.

Die Ausstellungsgestaltung folgt diesem überschwänglichen Bild. Oval angeordnete Möbel, filigran zeitgenössisch und zugleich modern interpretiert, gruppieren sich um zwei große Vitrinen mit historischen Streichinstrumenten. Wie bei einem Kammerkonzert inszenieren sie raumgreifend das Zentrum des Raumes und füllen diesen aus. Die Instrumente stehen dabei stellvertretend für die sie spielenden Orchestermitglieder und sind eine Besonderheit der Ausstellung: Sie werden heute noch regelmäßig von professionellen Musiker*innen bespielt. Eingefasst wird die Komposition von einem mit Tanznotationen bedruckten Teppich, der als ein spielerisches Leitsystem fungiert und die Besucher*innen durch die Ausstellung führt.

Die Besucher*innen selbst können anhand von vier Hauptthemen und deren musikalischer Untermalung in die Ausstellung eintauchen. Ausgewählte Protagonisten mit ihren Geschichten und Musikstücken erwecken die vergangene Zeit zum Leben und vermitteln einzigartige Einblicke. Die farbliche Gliederung der Themen ist dabei direkt den Pastelltönen der rekonstruierten Stuckdecke von 1725 entnommen und verleiht der Ausstellung eine besondere Atmosphäre. Verstärkt wird die filigrane Ästhetik der Ausstellung durch die feinfühlige grafische Gestaltung. Eine zarte Typografie, der minimalistische Einsatz von Farben und eine plastische, wenn auch zurückhaltende Aufbereitung von Informationen runden das Gesamtbild ab.

Um sowohl Individualbesucher*innen, als auch Gruppen ein angenehmes Ausstellungserlebnis zu ermöglichen und die historischen Raumsituation zu nutzen, lassen sich je nach Bedarf einzelne Kopfhörer oder Lautsprecher an die Medienstationen anschließen. Zahlreiche Sitzmöbel laden zum Verweilen ein und ermöglichen im Zusammenspiel mit den flexiblen Medienstationen eine direkte, persönliche Erfahrung oder ein raumklingendes Gemeinschaftserlebnis.

Auftraggeber: Staatliche Schlösser und Gärten Baden Württemberg
Projektart: Daueraussstellung
Ort: Mannheim
Eröffnung: März 2021
Ausstellungsfläche: 150 qm
Fotografie: Josephine Voss, Marco Verdana